Er starb, damit andere überleben konnten

Feb 27, 2025 | Märtyrer des Monats, Meldungen, Uncategorized

Märtyrer des Monats März 2025

Zehnter Todestag des pakistanischen Christen Akash Bashir

Am 15. März 2015, einem Sonntag in der Fastenzeit, hält der 20-jährige Akash Bashir mit drei anderen pakistanischen Christen Wache vor der Kirche Sankt Johannes in Pakistans zweitgrößter Stadt Lahore. Christen sind in dem islamisch geprägten Land mit seinen mehr als 240 Millionen Einwohnern eine kleine gefährdete Minderheit von knapp zwei Prozent. Angriffe und Pogrome gegen Randgruppen sind keine Seltenheit. Das berüchtigte Blasphemiegesetz bedroht besonders Christen und andere Nichtmuslime, unter anderem wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed, mit der Todesstrafe.

Akash Bashir lebte in Lahores christlichem Stadtviertel Youhanabad mit seinen etwa 240 Kirchen und ungefähr 150.000 Einwohnern. Zudem befinden sich dort zahlreiche christliche Schulen, Krankenstationen, Pflegeheime und Ordensniederlassungen.
An jenem 15. März 2025 war plötzlich für die Wächter der Sankt-Johannes-Kirche um 11.10 Uhr eine Detonation von der nahegelegenen anglikanischen Christuskirche zu hören. Kurz darauf sah Akash einen Mann mit Pistole. Er zielte auf die Sicherheitsleute und verfehlte sie. Der 20-Jährige bemerkte daraufhin den Sprengstoff, den der Angreifer um seinen Leib gewickelt hatte. Akash fing den Attentäter ab, der ihn mit den Worten warnte: „Ich trage eine Bombe und werde sie zünden!“ Der junge Katholik antwortete: „Ich werde sterben. Aber ich werde Dich nicht hineinlassen!“ Das waren laut Akashs Kollegen dessen letzten Worte. Bei der Detonation starben vier Menschen: Akash, das sechsjährige Mädchen Amol, die im Hof spielte, ein Gemüsehändler und der Attentäter. Darüber hinaus wurden mehrere Menschen schwer verletzt. Akash wurde der Arm und der Unterleib weggerissen; Zeugen berichteten, dass er mit einem friedlich-blickenden Antlitz zum Himmel schauend in seinem Blut lag.

Bei dem ersten Terroranschlag auf die anglikanische Kirche verloren 17 Gläubige ihr Leben; Dutzende weitere Gläubige wurden dabei verletzt. Unmittelbar nach dem Angriff auf die Sankt-Johannes-Kirche erkannten Zeugen: Ohne den Einsatz von Akash hätten hunderte Menschen in der vollbesetzten Kirche ihr Leben verloren. Die Terrorgruppe „Jamaat-ul-Ahrar“ übernahm die Verantwortung für die beiden Selbstmordattentate vom 15. März 2015. Deren Ziel ist die vollständige Islamisierung Pakistans und die Durchsetzung der Scharia.

Zu der ökumenisch ausgerichteten Trauerfeier für die Opfer kamen mindestens 7.000, wahrscheinlich sogar bis zu 10.000 Menschen. Akahshs Leichnam wurde im Anschluss in einem besonders hergerichteten Grab des Makhy-Friedhofs in Younabad bestattet. Arsalan, ein Bruder Akashs, schloss sich nach dessen Tod dem Team der Sicherheitswächter der Sankt-Johannes-Gemeinde an.

Akash, ein junger Christ im Dienst für andere

Akash wurde am 22. Juni 1994 als drittes von fünf Kindern – vier Jungen und einem Mädchen – in der Stadt Risalpur geboren, die in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa an der Grenze zu Afghanistan liegt. Diese Provinz wurde nach dem militärischen Eingreifen der von den USA angeführten Koalition in Afghanistan und dem folgenden Sturz des Taliban-Regimes in Kabul zu einem Zufluchtsort für afghanische Taliban. Die Familie von Akash lebte ihre christlich-katholische Identität in einer muslimisch dominierten Gesellschaft. Akashs Vater Emanuel verdiente sein Geld als Fahrer eines eigenen Busses, insbesondere zum Transport von Schülern, und in den Schulferien arbeitete er als Pfleger im städtischen Krankenhaus.
Akash empfing Taufe, Erstkommunion und Firmung erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren, was in Pakistan nicht ungewöhnlich ist. Im Jahr 2007 zog die Familie angesichts der fragilen Sicherheitslage in der Nähe zu Afghanistan in die Millionenstadt Lahore, in das christliche Viertel Youhanabad. Emanuel Bashir fand dort Arbeit als Maler.

Nach verschiedenen Schulen besuchte Akash 2010 und 2011 das „Don Bosco Technical Institute und Youth Centre“ der Salesianer Don Boscos. Die kurze Zeit bei den Salesianern prägte ihn zutiefst. Mit 16 Jahren fand er zu einem lebendigen katholischen Glauben und nahm unter anderem am gemeinsamen Rosenkranzgebet der Gemeinde und an Wallfahrten nach Mariamabad teil, dem zentralen Pilgerort für die Katholiken in der Provinz Punjab. Akash zeigte auch eine besondere Liebe zu den Armen und Bedürftigen und gab ihnen sein Essen, selbst wenn er hungrig war. Nach der Zeit bei den Salesianern nahm er als einziger Mann an einem sechsmonatigen Näh- und Schneiderkurs teil. Daraufhin fand Akash eine Anstellung als Maschinenführer in einer Textilfabrik in Lahore. Er beteiligte sich regelmäßig an den Aktivitäten seiner katholischen Gemeinde und nahm im November 2014 an einem mehrtägigen Ausbildungskurs zur Leitung von Bibelgruppen teil.
Im Dezember 2014 meldete er sich als 19-Jähriger trotz des Widerspruchs seiner besorgten Mutter freiwillig für den Wächterdienst in seiner Pfarrei Sankt Johannes in Youhanabad.

Auf den Einwand seiner Mutter hin, es könnte ihm etwas Furchtbares passieren, antwortete Akash: „Wenn Gott mir eine solche Möglichkeit gibt, könnte ich viele Menschen retten, indem ich mein Leben opfere. Wärst Du dann nicht glücklich?“ Akash berichtete einem Freund von einem Traum, in dem er seinen leblosen Körper auf dem Boden liegen sah. Seine Mutter, Naz Bano, erinnerte sich später:
„Mein Sohn war sich der Gefahr immer bewusst. Er sprach oft mit Freunden über die mögliche Bedrohung. Zuerst wollte man ihn als Türsteher gar nicht zulassen, doch er bestand drei Monate darauf, dass er die Kirche schützen will. Er war bereit, sein Leben zu opfern, wenn Gott ihm die Chance gäbe, sein Leben zu opfern.“ Akash trug bei seinem Martyrium ein weißes Gewand, das durch sein Blut durchtränkt wurde.

Nachwirkungen nach Akashs Tod

Akashs heroisches Opfer wurde nicht nur von katholischen Gläubigen, sondern auch von evangelischen und anglikanischen Gemeinschaften sowie vielen Muslimen anerkannt. Die Zahl der Kirchenbesuche nahmen in der Folge in Pakistan ebenso zu wie die Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben. Am 15. März 2022 eröffnete Erzbischof Francis Shaw das diözesane Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung von Akash Bashir.

Walter Flick

Einige Informationen, insbesondere die Zitate, sind entnommen aus:
Pierluigi Cameroni, Matteo Penati, Christoph Lehermayr. Akash Bashir, Pakistans junger Held der Nächstenliebe, Edition Missio, A-2532 Heiligenkreuz im Wienerwald, Be+Be-Verlag 2022

Foto: Ausweis als Angehöriger des Sicherheitsteams der Pfarrei Sankt Johannes; Pfarrei Sankt Johannes, Lahore-Youhanabad

 

 

 

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner