Liebe Freunde,
auch im zurückliegenden Jahr waren wir mit unserer Hilfe in Pakistan, der Türkei, im Libanon, im Irak, in Ägypten und Nigeria präsent. Gerne beschreiben wir hier einige Highlights aus unserer Tätigkeit.
Ein Versammlungssaal für die Müllsammler
In Ägyptens Hauptstadt Kairo widmen sich ganze Viertel der Verwertung von Abfällen. Dort leben traditionell christliche Müllsammler, die auf Arabisch „Zabbalin“ genannt werden. Um die Stadt zu entlasten und um für Rohstoff-Nachschub zu sorgen, leisten sie einen sehr wertvollen Beitrag: Schätzungsweise ein Drittel des gesamten Mülls wird hier recycelt. Weil ihre Arbeit so schmutzig und ihr Glaube so „anders“ erscheint, werden sie meist ausgegrenzt und größtenteils missachtet. Ägyptenreisende kennen meist die Zabbalin vom Mokkatam-Bergmassiv, wo sich die größte Kirche des Nahen Ostens befindet.
Aber es gibt auch noch kleinere, weniger bekannte Abfallverwertungsviertel. Nahe des modernen Kairoer Stadtteils Mohandessin befindet sich um die koptisch-orthodoxe Kirche des heiligen Georg das Viertel Moytamadeia. Zu der Gemeinde zählen rund 5.000 Familien. Bis zu 10.000 Menschen dort arbeiten im Müllrecycling. Etwa 90 Prozent sind Kopten (ägyptische Christen), die übrigen Bewohner sind Muslime. „Ohne Schutzkleidung und oftmals ohne Wasseranschluss in der Nähe findet man nicht selten ganze Großfamilien, selbst mit Kleinkindern, bei ihrer täglichen Arbeit im stinkenden Müll“, berichtet der deutsche Geograph Sebastian Drabinski von der „Kooperative zur Entwicklung der Umwelt in Moytamadeia“ (EDAM).
Viele der älteren Bewohner des Viertels können sich noch lebhaft an die „Mutter“ der Initiative, die deutsche Schwester Maria Grabis, erinnern. Mit ihrer Gründung 1981 erreichte sie, dass diese Straßenzüge erstmals überhaupt an die Kanalisation und die Versorgung mit Strom sowie Wasser angeschlossen wurden. Die Menschen in Moytamadeia bewohnen in der Regel sehr kleine Apartments, ein Raum für mehrere Personen zum Schlafen, Essen, Leben und ein kleiner Verschlag dazu, mit einer Toilette und einem Wasseranschluss, um sich abzubrausen. Das ist es meist, was sie ihre Wohnung nennen. Lange Zeit fehlte außerhalb der privaten Schule der „Kooperative“ ein Raum der Begegnung, ein Ort, an dem es möglich ist, in Ruhe zusammen zu sitzen und gemeinsam etwas zu lernen, den kleinen eigenen Horizont zu erweitern.
Projektleiter Sebastian Drabinski sah 2020, dass seit langem eine alte Werkstätte ungenutzt blieb und erstellte ein Konzept sowie einen Kostenplan für den Umbau. So konnte er die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen davon überzeugen, das Renovierungsprojekt zu unterstützen. Während der Coronakrise, als vieles still stand, nutzte die Leitung der von Schwester Maria gegründeten „Kooperative“ die Ruhe, aus der heruntergewirtschafteten Werkstatt etwas Neues entstehen zu lassen. Im zurückliegenden Jahr 2022 konnte der Versammlungsraum schließlich fertiggestellt, eingeweiht und eröffnet werden. Inzwischen finden dort regelmäßig Schulungen für junge Frauen und Familienmütter statt.
„Wenn hier Menschen zusammenkommen, die gemeinsam positive Erfahrungen teilen, stärkt dies ihre Gemeinschaft und ihren Zusammenhalt“, sagte Monsignore Joachim Schroedel, katholischer Pfarrer für die deutschsprachige Gemeinschaft in Ägypten und Mitglied des Vorstands unserer Stiftung, zur Eröffnung des Versammlungsraumes. Er wies darauf hin, dass nun alle Menschen des Viertels herzlich eingeladen seien, Veranstaltungen in diesem Saal zu besuchen, zumal er auch mit vereinten Kräften gestaltet worden sei.
Stiftungsvorsitzende Michaela Koller betonte bei der Eröffnungsfeier, dass all die guten Absichten und Bemühungen bei der Renovierung schließlich mit Gottes Hilfe zum Erfolg geführt hätten. Sie erinnerte abschließend an die Namensgeberin des Ausbildungsfonds, den die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen zugunsten bedrängter Christinnen ins Leben gerufen hat, Johanna, Frau des Chusa. Im Evangelium nach Lukas, Kapitel 8, Vers 2 und 3 ist erwähnt, dass sie Jesus und seine Jünger mit ihrem Vermögen versorgte. Christus hatte sie zuvor von Krankheiten geheilt. „Niemand, der anderen Menschen hilft, muss von vornherein perfekt sein. Nur Jesus kann uns heilen und schließlich zum Heil führen.“ Zur guten Absicht, an seinem Werk mitzuwirken, müsse noch das Vertrauen auf sein Wirken hinzukommen.
Ausbildungshilfen für Terror-Überlebende in Nigeria
Dr. Ebele Odinachi, im südnigerianischen Enugu Projektkoordinatorin von „Women Empowerment through Education“ (WETE), hat uns am 30. November mit zwei kurzen Video-Botschaften in die einzelnen Abteilungen der Nazareth-Schule geführt, in der WETE jungen christlichen Frauen, die gefährliche Überfälle durch Islamisten überlebten, ein neues Leben ermöglicht. Die Mädchen und Frauen sind oft nur noch mit dem nackten Leben davongekommen, haben Haus und Angehörige verloren und sind auf sich selbst gestellt. WETE, gegründet von der in Deutschland promovierten nigerianischen Ordensfrau Schwester Rose-Claret Ogbuehi, hilft ihnen, sich wieder in den normalen Alltag zu integrieren und für sich allein zu sorgen. Und die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen fördert die zweijährige handwerkliche oder kaufmännische Ausbildung von zehn Teilnehmerinnen dieses Projekts, wie die Koordinatorin, Dr. Ebele Odinachi, dankbar im Film betont. „Dank der Förderung der Stephanus-Stiftung hat sich im Leben der jungen Damen sehr viel verändert“, sagt Dr. Odinachi abschließend im Film, die sie auf dem folgenden Foto im roten Kleid unter den jungen Frauen sehen, denen unsere Förderung zugutekommt.
Liebe Freunde, wir möchten diesen Dank an Sie weitergeben, da Sie uns mit Ihrer Unterstützung treu durch das zurückliegende Jahr begleitet haben. Wir möchten im nächsten Jahr die Hilfe durch unseren Johanna-Chusa-Ausbildungsfonds weiter ausdehnen, etwa gleich zu Jahresbeginn im krisengeschüttelten Libanon, hoffentlich zudem in Syrien und weiteren Ländern.
Bitte beten Sie besonders am 26. Dezember, dem Gedenktag des heiligen Diakons Stephanus, unseres Namenspatrons, für die verfolgten Christen. Beachten Sie auch auf unserer Internetseite www.stephanus-stiftung.org unter Aktionen unsere „Märtyrer des Monats“, an die wir dort erinnern. Diese Aktion haben wir auch im zurückliegenden Jahr begonnen.
Der Vorstand der Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen wünscht Ihnen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und einen angenehmen Start ins Jahr 2023! Möge der HERR Ihnen das Gute, das Sie tun, mit reichem Segen belohnen.
Herzliche Grüße
Michaela Koller/ Vorsitzende