Stephanusbrief 2023

Dez 26, 2023 | Meldungen

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer,

wir blicken auf ein bewegtes Jahr zurück, in dem wir unsere Hilfe für bedrängte Christinnen und Christen nicht nur in bewährter Weise fortgesetzt haben, sondern noch weiter ausbauen konnten, etwa im Libanon oder in Sri Lanka, wo junge Mädchen und Frauen der benachteiligten christlichen Minderheit aufgrund der Unterstützung unserer Stiftung in ihrer Ausbildung vorwärtskommen oder in Nigeria, wo wir bereits zehn Familien der Armut entreißen konnten, weil wir ihre Töchter dazu ertüchtigt haben, regelmäßige Einkommen zu erzielen.

Am heutigen zweiten Weihnachtstag gedenken wir des Erzmärtyrers Stephanus, der Diakon der Urgemeinde in Jerusalem war. Unsere gleichnamige Stiftung darf in jedem Jahr einen Preis mit diesem Namen Christen verleihen, die uns aufgrund ihres mutigen Glaubenszeugnisses oder selbstlosen Einsatzes für Glaubensgeschwister als herausragend aufgefallen sind. In diesem Jahr erhielt den Preis die christliche Bürgerrechtlerin aus dem Iran, Mary (Fatemeh) Mohammadi. Die Feier fand im April hybrid, also als Live-Festakt mit Online-Zuschaltung der Preisträgerin aus den USA statt. Im September durfte ich ihr die Auszeichnung schließlich persönlich in Washington D.C. überreichen und mit ihr feiern. Unbeabsichtigt fügte es sich, dass ich erstmals mit einer Preisträgerin eine Kirche mit dem Patronat des heiligen Stephanus aufsuchen und dort mit ihr für die Zukunft des Iran und für die verfolgten Christen beten konnte. *

In diesem Advent konnte ich unser Gespräch, das wir während des Essens und Spaziergangs führten, in einem Buchbeitrag veröffentlichen, herausgegeben von Matthias Böhning mit dem Titel „Menschenrechte verteidigen“, im „Verlag für Kultur und Wissenschaft“ in der Reihe „ISHR Global Issues Series“ als Band 1 erschienen. Der Titel des Essays lautet „Die konvertierte Bürgerrechtlerin“ und ist ab Seite 117 zu finden. Wenige Wochen zuvor war bereits ein anderes Interview mit unserer Stephanuspreisträgerin 2023 im Rowohlt-Verlag unter dem Titel „Frauen! Leben! Freiheit!“ herausgekommen, das die Friedensnobelpreisträgerin von 2023, Narges Mohammadi mit ihr im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis geführt hatte. Ich wusste bereits von dem Gespräch der beiden und habe auch in meinem Porträt von dem Wandel berichtet, den Marys Begegnung mit Narges ausgelöst hatte, die sich seither nicht nur durch ihr Glaubenszeugnis, sondern zudem noch durch ihr Eintreten für Freiheit und Gleichberechtigung auszeichnet. Was ich nicht ahnen konnte, als ich schließlich von der deutschen Übersetzung erfahren und mir den Band bestellt hatte: Durch die Lektüre dieser Ausführungen sollte ich zu einem tieferen Verständnis dessen durchdringen, was das Weihnachtsfest mit dem Gedenken an dieses erste Martyrium verbindet. So sprach Mary Mohammadi mit mir in Georgetown über ihre erste Haft: „Ich verbrachte 39 Tage in den Zellen der Haftanstalt 209, die dem Geheimdienst angeschlossen ist. Dann wurde ich in die Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses verlegt.“ Ihre Haft an diesem grausamen Schauplatz begann demnach am Stephanustag 2017.

Mary Fatemeh berichtete schließlich Narges Mohammadi auf ihre Frage nach gesundheitlichen Problemen in der Gefangenschaft: „Aufgrund der miserablen Bedingungen im Gefängnis und des Stresses beim Verhör habe ich mich manchmal selbst in einem Zustand erwischt, in dem ich auf die Knie gefallen bin. Ich weinte und betete. Ich rief Jesus an uns sprach zu ihm. Ich hatte das Gefühl, dass niemand mich retten konnte, nur Jesus.“

Liebe Freunde, ich bin zutiefst davon überzeugt, dass immer dann, wenn wir die Nähe unseres HERRN auf solche Weise erfahren, wir auch dem Geheimnis der Nacht von Bethlehem nahekommen.

Ihnen allen eine gnadenreiche Weihnachtszeit und einen glücklichen Start ins neue Jahr!

Herzlichst

Ihre

Michaela Koller – Vorstandsvorsitzende

* Das katholische Gotteshaus befindet an der Pennsylvania Avenue auf dem Weg von Georgetown nach Foggy Bottom in Washington D.C. und dort gedenkt die Gemeinde noch immer mit einer Plakette an einer Kirchenbank der häufigen Besuche ihres 1963 ermordeten Mitglieds Präsident John F. Kennedy.

 

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner