Im Bürgerkrieg Zeugnis für die Heilsbotschaft abgelegt

Dez 1, 2024 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Märtyrer des Monats Dezember 2024

 

30 Jahre nach dem Mord an Pater Christian Chessel in Algerien

Am 27. Dezember vor dreißig Jahren starb der französische Ordensmann Christian Chessel im algerischen Tizi Ouzou im Alter von 36 Jahren den Märtyrertod.

Christian Chessel wurde am 27. Oktober 1958 in Digne-les-Bains, Region Provence-Alpes-Cote d‘ Azur, geboren und absolvierte einen Großteil seiner Schulausbildung in Antibes an der Küste zwischen Cannes und Nizza. Er studierte in Lyon Ingenieurwissenschaften. Nach seinem Abschluss 1981 ging er nach Afrika und verbrachte zwei Jahren in der Elfenbeinküste. In dieser Zeit klärte sich seine Berufung und 1985 trat er dem Orden der Weißen Väter bei, die sich offiziell „Gesellschaft der Missionare von Afrika“ nennen. Anschließend wurde er zur Vorbereitung auf die spätere Aufgabe ans Päpstliche Institut für Arabische und Islamische Studien entsandt.

Durch seine Begegnung mit dem späteren Seligen zu jener Zeit erinnert sich Pater Andreas Fritsch noch gut an dessen Wesensart: „Er war ein sympathischer Typ und hatte eine gewinnende Art. Wir alle waren gerne mit ihm zusammen und freuten uns, wenn wir gemeinsam zu Abend essen und plaudern konnten oder wenn er hie und da zu uns zur Anbetungsstunde kam.“

Im Jahr 1991 legte Chessel in Rom seine Ordensgelübde ab. An seine Diakonenweihe entsinnt sich ebenfalls Pater Andreas Fritsch: „Besonders beeindruckt hat uns der Augenblick, als er seinen Missionseid ablegte, indem er die Hand über ein arabisches Johannesevangelium ausstreckte, das die ersten Weißen Väter mit in die Mission nach Afrika genommen hatten: Diese ersten Missionare wurden alle getötet und erst einige Zeit später wurde im Sand der Sahara dieses Johannesevangelium wiedergefunden, zusammen mit Überresten der Gebeine der Missionare…“

Am 28. Juni 1992 wurde Chessel in Nizza zum Priester geweiht. Gegenüber Pater Andreas Fritsch und anderen Mitbrüdern antwortete er auf die Frage nach dem Sinn, an einen Ort zu gehen, an dem die öffentliche Verkündigung des Evangeliums verboten ist: „Das Wichtige ist, dass die Kirche auch dort zum Heil der Menschen gegenwärtig ist und dass wir auch dort beten und die Eucharistie feiern können.“

Der junge Ordensgeistliche kam anschließend zur Missionsstation nach Tizi Ouzou in die dortige Kommunität der Weißen Väter, der auch Alain Dieulangard (1919-1994), Charles Deckers (1924-1994) und Jean Chevillard (1925-1994) angehörten. Seit dem Stephanustag, 26. Dezember 1991, herrschte dort Bürgerkrieg, nachdem die algerische Regierung nach dem ersten Wahlgang der damaligen Parlamentswahlen die Ergebnisse annulliert hatte, nachdem sich ein klarer Wahlsieg der radikalen Islamischen Heilsfront abgezeichnet hatte. Mit Angriffen militanter FIS-Anhänger eskalierte schließlich die Situation. Verschiedene islamistische Gruppen kämpften gegen die Regierungskräfte, bis sie im Februar 2002 schließlich besiegt wurden. Seit 1993 war klar, dass die christlichen Missionare jederzeit zur Zielscheibe islamistischer Gewalt werden könnten; Ausländer waren dazu aufgerufen worden das Land zu verlassen und seit September 1993 waren bereits 23 Ausländer ermordet worden.

Das war die Zeit, in der Pater Christian Chessel auch einen Kontakt zu der Trappistengemeinschaft der Abtei Notre-Dame de l’Atlas von Tibhirine pflegte, wo er an den Treffen der Gruppe „Bündnis des Friedens“ teilnahm, gegründet von Pater Christian de Chergé. Im November 1994 kam er ein letztes Mal dorthin. Das, was nur einen Monat später mit Pater Christian Chessel und drei weiteren Weißen Vätern geschah, hätte den Mönchen von Tibhirine eine Warnung sein können, wenn sie sich nicht bewusst auf das Risiko zu bleiben eingelassen hätten.

Es war am Tag nach dem Fest des Erzmärtyrers Stephanus, also am 27. Dezember 1994, als eine Gruppe mit Maschinengewehren bewaffneter Terroristen ins Missionshaus der Weißen Väter von Tizi Ouzou eindrang und die Patres kaltblütig erschoss. Am 21. Mai 1996 folgten ihnen die Trappisten von Tibhirine, bei denen er so gerne zu Gast war, in den Märtyrertod. Einen beeindruckenden Einblick in diese Zeit und diese Blutzeugnisse bietet der Film „Von Menschen und Göttern“ aus dem Jahr 2010, der mehrfach preisgekrönt wurde. Christian Chessel war der jüngste unter den 19 Blutzeugen, die am 8. Dezember 2018 im algerischen Oran seliggesprochen wurden.

Michaela Koller

(Pater Andreas Fritschs Erinnerungen finden Sie ausführlich hier: Memory of Christian Chessel, a testimony | Mafrome – https://mafrome.org/memory-of-christian-chessel-a-testimony/)

Foto: Pater Christian Chessel; Diözese Nizza

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