Für Christus in Nordkorea gestorben

Feb 1, 2025 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Märtyrer des Monats Februar 2025

Benediktiner-Abt wurde vor 75 Jahren Opfer der grausamen Verfolgung

In einem Gedenkstein an der katholischen Pfarrkirche Sankt Laurentius im hessischen Eiterfeld-Ufhausen (Landkreis Fulda) ist ein Bischofswappen mit Vortragekreuz und dem Wahlspruch „Cruce et Regula“ – „mit dem Kreuz und der Regel“ eingeritzt. Es stammt bemerkenswerterweise aus dem 20. Jahrhundert und gedenkt des Oberufhausener Landwirtssohns Josef Sauer, der als Bischof Bonifatius am 7. Februar 1950 im Alter von 72 Jahren in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang den Märtyrertod starb. Mit der „Regel“ wird er wohl die des heiligen Benedikt gemeint haben, denn Bischof Bonifatius Sauer war zugleich Benediktinerabt. Noch immer wird in seiner Heimat dieses Missionars gedacht.

Josef Sauer kam am 10. Januar 1877 zur Welt. Seine Eltern Johann Nikolaus und Franziska Sauer erkannten seine Begabung und Berufung. Sie ließen ihn, nachdem er zunächst in Fulda das Gymnasium besucht und wegen der schweren Erkrankung seines Vaters unterbrochen hatte, nach Franken, Westfalen und selbst nach Tirol ziehen, um die Hochschulreife zu erlangen.

Er fand schließlich Aufnahme bei den Missionsbenediktinern von Sankt Ottilien in Bayern. Am 4. Februar 1900 legte er die Ordensgelübde ab, drei Jahre später wurde er zum Priester geweiht und wiederum sechs Jahre darauf als Leiter eines Klosters ins damals noch ungeteilte Korea entsandt. Im Jahr 1913 wurde seine klösterliche Gemeinschaft zur Abtei aufgewertet und im Mutterkloster Sankt Ottilien erhielt er die Weihe zum Abt, der erste dieses Ranges in Korea. Unter seiner Führung entstand ein neues Missionszentrum in Tokwon an der nordöstlichen Küste der koreanischen Halbinsel, wo einerseits Priester ausgebildet wurden, andererseits wichtige Einrichtungen für die Bevölkerung entstanden, wie Schulen und Krankenhäuser. Im Jahr 1921 wurde Sauer Bischof.

Nachdem er rund drei Jahrzehnte segensreich wirken konnte, spitzte sich die Lage nach Übernahme der Verwaltung des Gebiets nördlich des 38. Breitengrads durch die Sowjetunion unter Stalin tragischerweise zu: Am 9. Mai 1949 erstürmten Kommunisten die Abtei Tokwon und nahmen die Mönche gefangen. Damit begann der neun Monate andauernde Leidensweg des bereits betagten Ordensmannes. Kälte und Mangelernährung zehrten an ihm, bis er den Überlebenskampf am 7. Februar 1950 schließlich verlor.

Noch immer sind Millionen von Menschen in Nordkorea einer drastischen Unterdrückung durch das Regime ausgesetzt, welche die Meinungs-, Glaubens-, Bewegungs- sowie Informationsfreiheit umfassend einschränkt und „politisch unzuverlässige“ Bürger verfolgt.  Zwischen 150.000 und 200.000 Menschen sind in Straf- und Umerziehungslagern unter brutalsten Bedingungen eingesperrt, deren Alltag durch Folter und Zwangsarbeit gekennzeichnet ist. Noch immer kommt es zu außergerichtlichen Hinrichtungen bzw. staatlichen Auftragsmorden, sogar an Missionaren im Grenzgebiet auf chinesischem Territorium. Auf der untersten Stufe der Gefangenenhierarchie stehen die aus religiösen Gründen Inhaftierten: Schon der Besitz einer Bibel kann de facto den Tod bedeuten. Bei vielen der Inhaftierten handelt es sich lediglich um Familienangehörige von vermeintlichen Regimekritikern, die im Sinne einer Kollektivhaftung eingesperrt wurden. Nordkorea gilt als das Land mit der rigorosesten Verfolgung von Christen. Auch nach 75 Jahren hat die Betrachtung des Leidenswegs von Abt Bonifatius nichts an Aktualität eingebüßt.

Bischof Bonifatius‘ Biographie wurde als Glaubenszeugnis in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen und im Jahr 2007 leitete die katholische Kirche ein Seligsprechungsverfahren für ihn ein.

Michaela Koller

Foto: Bischof Bonifatius Sauer; gemeinfrei über Wikipedia

 

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