Fünfzehnter Todestag des indischen Priesters Bernard Digal

Okt 2, 2023 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Zerstörte Kirche in Odisha; Foto: Stephan Baier

Märtyrer des Monats Oktober 2023

Der 84-jährige Hinduführer Swami Lakshmanananda Saraswati wurde am 23. August 2008 ermordet. Der Tag fiel auf das Hindufest Janmashtami, an dem die Geburt der Hindugottheit Krishna gefeiert wird. Anhänger des Gurus reagierten im Distrikt Kandhamal des indischen Bundesstaats Odisha mit Pogromen gegen Christen.

Hindunationalisten der militanten Organisation Bajrang Dal klagten Christen des Mordes an und schworen Rache. Häuser von Christen und Kirchen wurden niedergebrannt, tausende Gläubige flohen, wurden obdachlos und über hundert wurden – teilweise auf äußerst grausame Weise – ermordet. Swami Lakshmanananda Saraswati hatte jahrzehntelang gegen Konversionen zum Christentum gewettert.

Bernard Digal, Priester des Erzbistums Cuttack-Bhubaneswar in Odisha, wurde am 25. August brutal geschlagen und daraufhin blutend und unbekleidet in einem Wald liegengelassen. Er selbst konnte darüber noch berichten:

„Mittlerweile hatte ich die Nachricht erhalten, dass Bajrang Dal auch unser Dorf … angegriffen hat. Häuser und die Kirche wurden niedergebrannt und fünf Leute ermordet. Mein Freund informierte mich, Bajrang Dal habe herausgefunden, dass ich mich in seinem Haus versteckt hielt. Jeden Moment wurde ein Angriff erwartet. Am nächsten Morgen suchten mein Fahrer und ich bei tiefer Dunkelheit und strömendem Regen einen anderen Ort auf. Wir kamen zu einer verlassenen und verbrannten Kirche. Ich empfand, dass Bajrang Dal, nachdem sie die Kirche des Ortes verwüstet hatte, hier nicht zurückkehren würde…. Wir schliefen bald ein.

Am nächsten Tag gab es gegen zehn Uhr morgens lautes Geschrei. Wir konnten zehn junge Männer mit Äxten, Schwertern, Eisenstangen und Brecheisen sehen. Dann entdeckten sie mich. Mein Fahrer konnte fliehen. Es hagelte von allen Seiten Schläge auf mich. Mir wurde auf den Kopf geschlagen und ich blutete stark. Dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich aufwachte, fand ich mich zu einem Feuer hingezogen. Ich sprach ein stilles Gebet zum Erzengel Michael, mich von meinen Peinigern zu befreien. Dann empfand ich eine neue Kraft in mir. Mit einem letzten Stoß gelang es mir, mich von ihrer Umklammerung zu befreien. Ich hatte keine Kleider an und lief nackt in die Dunkelheit, um mein Leben fürchtend. Aber sie fingen mich wieder ein und schlugen mich skrupellos. Wieder einmal verlor ich das Bewusstsein.

Am nächsten Morgen war ich überrascht, mich lebend vorzufinden. Sie haben mich wohl zum Sterben liegen lassen, in der Meinung, ich würde nicht überleben. Ich wurde nackt auf dem Boden liegend von zwei Dorfbewohnern gefunden. Ich erzählte ihnen meine Geschichte und bat um Wasser, Nahrung und Kleidung. Dann kam die Polizei und brachte mich in ein Krankenhaus nach Tikabali. Danach kam ich in ein Regierungskrankenhaus nach Bhubaneswar. Später erfuhr ich aus der Presse, dass die Ermordung von Saraswati nicht von Christen ausgeführt, sondern von einer maoistischen Gruppe zugegeben wurde.“ (Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian vom 1. Oktober 2008)

Nach einer kurzen Erholungsphase erlitt Pfarrer Digal einen Rückfall aufgrund der schweren inneren Verletzungen. Im Sankt-Thomas-Krankenhaus der Stadt Chennai wurde er operiert, um ein Blutgerinsel aus seinem Kopf zu entfernen. Dabei fiel er ins Koma, seine Lungen kollabierten und er starb am Abend des 28. Oktober 2008. Erzbischof Raphael Cheenath war noch herbeigeeilt und konnte ihm die Krankensalbung spenden.

Pfarrer Digal war bei seinem Tod erst 46 Jahre alt. Er wurde im Januar 1962 in dem Ort Raikia im Distrikt Khandamal geboren und im Mai 1992 in der Erzdiözese Cuttack-Bhubaneswar zum Priester geweiht. Er war auch Finanzverwalter des Bistums.
Der Sekretär von Erzbischof Raphael würdigte ihn: „Während seines Lebens zeigte Pfarrer Bernard Bestimmtheit sowie Mut, für Christus Zeugnis abzulegen und für ihn sein Leben zu geben. Er starb als authentischer Christ. Nach seinen Misshandlungen vergab er seinen Feinden und Verfolgern.“ (Zitiert nach dem katholischen Online-Infodienst Zenit.org vom 30. Oktober 2008)

Erzbischof Raphael Cheenath bemerkte: „Die Christen im Distrikt Kandhamal haben einen mächtigen Fürsprecher im Himmel. Pfarrer Bernard wird seine Arbeit für unser Volk von seiner himmlischen Heimat aus fortsetzen.“
Tatsächlich gibt es 15 Jahre nach seinem Tod Berichte über einen Aufschwung des christlichen Lebens in Kandhamal, ein Verwandter des Pfarrers, der das Pogrom 2008 als Junge überlebte, wurde 2022 zum Priester geweiht.

Im Januar 2016 hat Papst Franziskus Pfarrer Bernard Digal zu einem „verehrungswürdigen Diener Gottes“ erklärt, was die Vorstufe zu einer möglichen Seligsprechung bedeutet. Der Bruder des Pfarrers erhielt 2022 eine staatliche Entschädigung als nächster Angehöriger. Sieben Christen, die nach jahrelanger Untersuchungshaft 2013 wegen angeblicher Mordbeteiligung zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, kamen 2019 frei. Im Januar 2023 wurde in der Stadt Kolanaju (Distrikt Kandhamal) ein Denkmal mit den Namen von 105 bei der Gewaltwelle 2008 ermordeten Christen, darunter Pfarrer Bernard Digal, eingeweiht.

Walter Flick

 

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