Er beschloss, sein Leben den Ärmsten zu widmen

Dez 31, 2023 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Familie Staines; Foto: privat

Märtyrer des Monats Januar 2024

Mord an Missionar Graham Staines und seinen Söhnen vor 25 Jahren

Der Mord an dem evangelikalen australischen Missionar Graham Staines im ostindischen Bundesstaat Orisha erregte damals weltweit Aufsehen: Am 23. Januar 1999 verbrannten hindu-nationalistische Fanatiker den 58-jährigen Leiter einer Leprastation zusammen mit seinen beiden minderjährigen Söhnen bei lebendigem Leibe in einem Jeep. Sie unterstellten dem Australier illegale Missionsarbeit für das Christentum.

Graham Stuart Staines kam am 18. Januar 1941 in dem australischen Küstenort Palmswood im nordöstlichen Bundesstaat Queensland zur Welt. Als er 15 Jahre alt war, erfuhr er durch den Vortrag eines durchreisenden Missionars von der Not der Leprakranken in Indien. Er war von den Bildern bewegt und beschloss, sein Leben diesen Ärmsten zu widmen. Bei religiösen Einkehrtagen kurz danach fand er diese Berufung bestätigt.

Er schloss sich der Evangelical Missionary Society (Evangelikalen Missionsgesellschaft) von Mayurbhanj (Distrikt im Bundesstaat Odisha) an, die ihm die Region Odisha im östlichen Indien zuwies. Staines kam im Jahr 1965 nach Indien, sah die große Not und begann seinen Einsatz mit besonderem Eifer. Bald war er unter den Indigenen angesehen, ja beliebt. Er lernte fließend die indoarische Sprache Odia und die Sprache des Adivasi-Stammes der Santal, das Santali. Graham Staines übersetzte Teile der Bibel in die Sprache der indigenen Volksgruppe der Ho. Er predigte das Evangelium unter den in Armut lebenden einheimischen Stämmen.

Staines unterrichtete die Einheimischen auch in handwerklichen Fertigkeiten wie Korbflechten und Mattenherstellung. Im Jahr 1982 beteiligte er sich an der Errichtung eines Leprahauses. Im Jahr darauf übernahm der Australier schließlich die Mission in der Großstadt Baripada in Odisha. Im selben Jahr, also 1983, heiratete er die Krankenschwester Gladys. Das Ehepaar bekam eine Tochter und zwei Söhne.

Hindunationalistische Gruppen unterstellten ihm, dass er viele Hindus zum Christentum verführt oder gezwungen habe. Seine Witwe widersprach diesem Vorwurf und eine Untersuchungskommission bestätigte sie später. Am 22.Januar 1999 nahm Graham Staines im Dorf Manoharpur in der Nähe der Stadt Kendujhar an einer jährlich stattfindenden mehrtägigen Versammlung teil, wozu er seine beiden Söhne Philip und Timothy mitgenommen hatte. Das Treffen galt dem Austausch über die missionarische und soziale Arbeit.

Vater und Söhne hatten sich ihr Nachtlager in ihrem Jeep hergerichtet und sich dort arglos zum Schlafen hineingelegt. Ein Augenzeuge berichtet von den folgenden dramatischen Ereignissen: „Der fanatische Mob goss Treibstoff über den ganzen Wagen, besonders aber auf das Stroh, das am Dach befestigt war, um es vor Kälte abzuschirmen. Dann wurde der Wagen angezündet, der lichterloh zu brennen anfing. Als Graham versuchte, die Autotür zu öffnen, wurde von der Menge auf ihn eingeschlagen, so dass kein Entkommen möglich war. Philip, elf Jahre alt, und der siebenjährige Timothy versuchten dann, die Seitenfenster herunterzudrehen und aus dem Wagen zu springen, doch die Kurbeln waren bereits zu heiß. Dann barsten die Scheiben und wiederum wollten die Knaben herausklettern. Doch mit Stangen und Spießen wurden sie in das flammende Inferno zurückgestoßen. Dann sah man, wie sie selber zu brennen anfingen. Darauf umarmten sich Vater und Söhne zu einem letzten Gebet und verbrannten gemeinsam.“

Indische Medien, die zuvor Angriffe auf Missionare eher verschwiegen hatten, reagierten mit Entsetzen. Der damalige indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee verurteilte den Mord als „fürchterlichen Angriff“. Mit ihm stand zwar erstmals die hindunationalistische Bharatiya Janata Party (Indische Volkspartei) auf Bundesebene 1998/99 bis 2004 in Regierungsverantwortung, aber er war gemäßigt und auf Ausgleich bedacht. Die Witwe Gladys vergab den Mördern öffentlich, blieb in Indien und arbeitete weiter im Sinne ihres Mannes. Im Jahr 2015 erhielt sie den Mutter Teresa-Preis. Der Haupttäter Dara Singh wurde gefasst und zum Tode verurteilt. Die Kapitalstrafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Das Wirken des Missionars und sein Martyrium wurden 2019 in einem Film verarbeitet, mit Stephen Baldwin in der Hauptrolle unter dem Titel „Die Geringsten unter ihnen“. Derzeit ist er kostenlos abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=53eMeovP0cg&t=6409s

Walter Flick

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