Eine chinesische Perspektive: Begegnung Stephanuspreisträger Kardinal Zen mit Paneuropäern

Sep 19, 2018 | Meldungen

Der Blick auf die globale Machtordnung hängt stark von der Perspektive ab. Wieviel Übereinstimmung es zwischen Europäern aus Hessen und einem Chinesen aus Hongkong geben kann, hat der Vorstand des hessischen Paneuropa-Landesverbands bei einer Begegnung mit dem emeritierten Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, jetzt erfahren. Der Kardinal gilt als einer der herausragenden Verfechter der Religionsfreiheit im Reich der Mitte: Im Juni äußerte sich sogar Papst Franziskus in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters über Zens Wortmeldungen. Während sein Vorgänger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., auch in politischer Hinsicht ein Europäer ist, betrachtet Papst Franziskus den Dialog mit der kommunistischen Führung in Peking aus lateinamerikanischer Perspektive.

Auf dem Foto von links nach rechts: Ehrenvorsitzender Georg Esser, Kardinal Zen, Landesvorsitzender Matthias Wilkes, Vorstandsvorsitzende der Stephanus-Stiftung Michaela Koller

Darüber berichtete Kardinal Zen der Paneuropa-Delegation: „Papst Franziskus kommt aus Südamerika, wo er Kommunisten kennt, die von der Militärdiktatur verfolgt wurden.“ Die Kommunisten hätten sich in diesen Ländern der Armen angenommen, die von den Regimen unterdrückt wurden. „Auch wenn sie nicht Kommunisten waren, wie Jesuiten, die Mitbrüder von Papst Bergoglio, wurden sie dennoch als solche bezeichnet.“ Daher glaube er, habe Franziskus einige Sympathien für Kommunisten. Da er jedoch keine Erfahrungen in China gesammelt habe, wisse er offenbar nicht, dass die Kommunisten in China „echte Diktatoren“ seien. „Sie haben Hunderttausende von Menschen getötet und die Kirche hat viele Märtyrer bekommen“, erinnerte er. Er selbst ist in Schanghai geboren, ging 1948 nach Hongkong ins Seminar. Im Jahr darauf entschieden die Kommunisten den chinesischen Bürgerkrieg für sich, während sich die Kuomintang nach Taiwan zurückziehen musste. So blieb Zen von seiner Familie in Rotchina getrennt, wo er jedoch vierzig Jahre später, von 1089 bis 1996 in Seminaren unterrichten durfte.

„Während sie mich gut behandelt haben, konnte ich sehen, wie sie unsere Kirche in China behandelt haben, sogar die Bischöfe der offiziellen Kirche.“ Das atheistische Regime habe ihnen keinen Respekt entgegen gebracht, sondern vielmehr wie Sklaven behandelt, was sich aktuell fortsetze. Auch heute bestimme es die Bedingungen des Dialogs mit dem Vatikan, der sich aus Zens Sicht auf zu weit gehende Zugeständnisse einlasse, gerade im Hauptstreitpunkt, bei den Bischofsernennungen. Noch immer gebe es sieben Bischöfe, die ohne Zustimmung von Rom geweiht worden sind. Drei davon seien exkommuniziert. Nun erwartet China, der Papst möge diese anerkennen. Selbst wenn sich reumütig an ihn wendeten, könnte der Papst sie nicht einfach in die Reihen aufnehmen. Dazu müsste er weltweit gültige Prinzipien aufgeben, da zwei der drei Kirchenvertreter Frau und Kinder hätten. Dabei geht es nicht um das Für und Wieder dieses Lebensstils, sondern um die Autonomie einer Religionsgemeinschaft, die die neuen Anhänger der alten „Ostpolitik“ im Vatikan gefährdeten.

Mit dem Einsatz für Religionsfreiheit und der Gefahr von religionsfeindlichen Regimen haben die Europäer Erfahrungen: Vor diesem Hintergrund konnte die Paneuropa-Delegation Kardinal Zen in seinem Einsatz nur ermuntern. Der Würdenträger betonte abschließend zudem das friedensstiftende Potential überzeugter Christen wie die Gründerväter eines geeinten Europas Alcide De Gasperi und Robert Schuman. „Sie waren beide gute Katholiken“, sagte der Kardinal mit Blick auf die laufenden Seligsprechungsverfahren. Religionsfeindliche Ideologen jedoch, darin stimmten die Paneuropäer bei dem Gespräch mit dem Kardinal überein, gefährden den Frieden fortlaufend. (pm-pan/mk)

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner