Märtyrer des Monats Juli 2024
Neunzigster Todestag: Der katholische Journalist Fritz Gerlich wurde am 1. Juli 1934 hingerichtet
Der bekannte Schriftsteller Erich Kästner erklärte einst, dass sich drohende Diktaturen nur bekämpfen lassen, bevor sie die Macht übernommen haben, denn danach ist es mit der Presse- und Meinungsfreiheit zu Ende.
Zu den frühesten kritischen Stimmen gegen die nationalsozialistische Ideologie gehört der Historiker und Journalist Fritz Gerlich.
Schon seit dem Putschversuch Hitlers in München 1923 war der damalige Chefredakteur der „Münchener Neuesten Nachrichten“ mit seinen scharfsinnigen Leitartikeln und Analysen ein unermüdlicher Gegner der NS-Bewegung. Mit seiner 1930 gegründeten Wochenzeitung „Der gerade Weg“ warnte er weiter eindringlich vor dem heraufziehenden Neuheidentum, Antisemitismus und Rassismus der NSDAP.
Bei einer Gedenkveranstaltung für Fritz Gerlich im Juni 2015 erklärte der damalige bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle: „Es gab in Bayern wohl nur wenige Journalisten, die den Nationalsozialismus mit dem gleichen Scharfsinn und mit der gleichen Konsequenz, mit der gleichen Kompromisslosigkeit und Zivilcourage bekämpft haben wie Fritz Gerlich“.
Der unbeugsame katholische Publizist wurde auf Befehl Hitlers in der Nacht zum 1. Juli 1934 unter dem Kommando des SS-Sturmführers Wilhelm Breimaier erschossen.
Bereits am 9. März 1933 war Gerlich ins Münchner Polizeigefängnis gesperrt, misshandelt und zum Selbstmord gedrängt worden, den er unter Berufung auf seine Glaubensüberzeugung verweigerte. Er kam in „Schutzhaft“ und wurde eine Woche später erneut gefoltert. Der tapfere Bekenner blieb 16 Monate in Münchner Gefängnissen. Danach wurde er am 30. Juni 1934 im Kontext der „Röhm-Putsch“-Säuberungsaktion ins KZ Dachau gebracht.
Dort wurde der unbeugsame Publizist auf Befehl Hitlers in der Nacht zum 1. Juli 1934 unter dem Kommando des SS-Sturmführers Wilhelm Breimaier erschossen. Die Leiche des Märtyrers wurde im Krematorium auf dem Münchener Ostfriedhof eingeäschert.
Schon seit dem Putschversuch Hitlers in München 1923 war der damalige Chefredakteur der „Münchener Neuesten Nachrichten“ mit seinen scharfsinnigen Leitartikeln und Analysen ein unermüdlicher Gegner der NS-Bewegung.
Das Erzbistum München-Freising hat das diözesane Seligsprechungsverfahren für Gerlich eingeleitet, das mit einem Gottesdienst im Liebfrauendom am 16. Dezember 2017 offiziell eröffnet wurde. Die katholische Kirche hat den Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Gerlich wurde 1883 in Stettin als Sohn eines Fischgroßhändlers geboren und evangelisch-reformiert getauft. Er studierte ab 1902 in Leipzig Mathematik und Physik, ein Jahr später Geschichte an der Universität München und promovierte 1907 in Philosophie. Am 9. Oktober 1920 heiratete er in der bayerischen Hauptstadt Sophie Botzenhart. Der Historiker gründete eine Wochenzeitschrift mit dem Titel „Die Wirklichkeit“.
Seine Besuche bei Therese Neumann – bekannt als „Resl von Konnersreuth“ – und ihrem Umfeld im Jahre 1927 führten den zuvor überzeugten Calvinisten der katholischen Kirche näher. Zum Konnersreuther Kreis gehörten NS-kritische Geistliche wie der Kapuziner Ingbert Naab. Gerlich wurde von ihnen in seiner unerbittlichen Gegnerschaft ermutigt. Im Jahr 1931 trat er in die römisch-katholische Kirche ein.
Gerlich warnte immer eindringlicher vor der drohenden NS-Machtergreifung und schrieb geradezu beschwörend: „Ihr, die ihr diesem Betruge eines von der Gewaltherrschaft Besessenen verfallen seid, erwacht! Es geht um Deutschland, um Euer, um Eurer Kinder Schicksal.“ Felizitas Küble
Im Bild ist Fritz Gerlichs bekanntestes Porträtbild zu sehen; Foto: Markus Siedler/ Berlin Document Centre