Bekenner ewigen Lebens

Mai 16, 2025 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Titelbild des neuen Märtyrer-Buchs

Neuerscheinung: Stephanuspreisträger Helmut Moll stellt Märtyrer des 21. Jahrhunderts vor

„Weil Jesus Christus alles in allem ist und weil es sich lohnt, mit ihm zu leben und mit ihm zu sterben – egal wo“, bekannte die evangelische Missionarin Simone Beck gerne, wenn sie zu  ihren gefährlichen Aufenthalten in Afghanistan gefragt wurde. Im Jahr 2003 war die gelernte Erzieherin und Theologin dort schon zum ersten Mal im Einsatz, zeitweise als Schulleiterin in der Hauptstadt Kabul und zuletzt als Entwicklungshelferin. Ihr ging es vor allem um die Verkündigung der Heilsbotschaft Christi; unter anderem am Martin-Bucer-Seminar in Bonn hatte sie zuvor ihre missionarische Ausbildung erhalten.

Am 20. Mai 2017 war sie plötzlich telefonisch nicht erreichbar: Mitarbeiterinnen wollten sie daher aufsuchen und fanden sie tot in ihrer Wohnung vor. Sie war einem islamistischen Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Eine Zeugin, die selbst kurzzeitig verschleppt war, hatte Beck dreimal den Namen Jesu ausrufen gehört. Im Alter von 44 Jahren war sie zur Märtyrerin geworden und ihr Porträt ist eines unter fünfzehn Kurzbiographien, die der Kölner Prälat Professor Helmut Moll aus Anlass des Heiligen Jahres 2025 unter dem Titel „Christliche deutsch-sprachige Märtyrer (2000-2024)“ zu Jahresbeginn vorgestellt hat.

Seit Juli 2023 waren die Ortskirchen dazu aufgerufen worden, die Lebensbeispiele der Märtyrer aus dem ersten Viertel des Jahrhunderts zusammenzustellen. „Märtyrer machen keine Schlagzeilen, sind aber jene, die die Kirche stützen“, sagte Papst Franziskus bereits 30. Januar 2017 in seiner Predigt während der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Moll ist durch die Herausgabe des Deutschen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts bekannt, das aus zwei äußerst umfangreichen Bänden besteht. Er beschreibt eingangs die Bemühungen, die er für die Sammlung der lediglich 15 Lebensbeispiele deutschsprachiger Blutzeugen aufwenden musste, wobei der Band den gesamten Raum Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol umfasst und zugleich sämtliche dort vertretenen christlichen Konfessionen berücksichtigt.

Den Weg, den Moll bei seinen Recherchen gegangen ist, spiegelt die Realität einer sich jeweils erheblich gewandelten Ausgangssituation und Struktur wider. Im Jahr 1990 ging endgültig die Geschichte des Totalitarismus hierzulande zu Ende und Deutschland ist inzwischen auf internationaler Bühne zu einem der führenden Verfechter des Rechts auf Religionsfreiheit geworden, seit 2018 mit einem eigenen Beauftragten der Bundesregierung.

Entscheidend ist zudem, dass in vielen Ortskirchen, wo die Christen auch noch im 21. Jahrhundert bedrängt werden, inzwischen fast ausschließlich Einheimische in Konventen, Pfarrhäusern und auf Bischofssitzen zu finden sind; dort erinnert fast nur noch die Kolonialgeschichte an die einstigen Missionare aus Europa, die vor wenigen Jahrhunderten die Botschaft Jesu dorthin brachten.

Das trifft etwa auf Afrika zu, wo etwa der in dem Band vorgestellte Claretinerbruder Anton Probst am Heiligabend 2003 in Kamerun von Einbrechern zu Tode misshandelt wurde. Moll berichtet aber von Missionsgebieten, die man als „vierte Generation“ bezeichnen könnte, nach den biblischen Ländern, Europa und den einstigen Kolonialgebieten. Dort verbreitet sich das Evangelium ganz im Verborgenen, wie etwa im von den radikalislamischen Taliban regierten Afghanistan oder im Jemen, wo die freikirchlichen Krankenpflegehelferinnen Rita Stumpp und Anita Grünwald kurze Zeit nach Beginn ihres Einsatzes im Juni 2009 von einer Gruppe muslimischer Extremisten ermordet wurden.

Zwei der geschilderten Martyrien geschahen in alten christlichen Ländern: Der freikirchliche Christ Tilmann Geske wurde am 18. April 2007 im „Heiligen Land der Bibel“, der Türkei, zusammen mit zwei türkischen Kollegen von islamisch-nationalistischen Fanatikern gefoltert und ermordet. Die 33-jährige freikirchliche Familienmutter Katrin Waschk fiel im Januar 2015 in Lüneburg zusammen mit einer jesidischen Freundin aus Hass auf die christliche Religion einem Mord zum Opfer.

Bemerkenswert ist die Statistik des Bands: nur ein Drittel der Porträtierten waren Katholiken, zehn von ihnen waren hingegen evangelisch; acht von 15 Kurzbiographien berichten von Frauen. Dies sind die deutschsprachigen „Bekenner eines Lebens, das kein Ende kennt“, wie Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle zu diesem Jubiläumsjahr die Märtyrer nennt. „Wir müssen ihr Zeugnis in Ehren halten, um unsere Hoffnung fruchtbar zu machen“, ermahnt er die Kirche darin.

Michaela Koller

Helmut Moll. „Christliche deutsch-sprachige Märtyrer (2000-2024)“. Mit einem Vorwort von Kardinal Kurt Koch, erschienen im Dominus-Verlag in Augsburg 2025.

(zunächst erschienen in: Die Tagespost, 2. Mai 2025)

 

 

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