Märtyrer des Monats November 2025
Gemeindepfarrer in Krisenregion erschossen
Am 8. November 2010 war der katholische Gemeindepfarrer Christian Bakulene mit einem Freund auf dem Motorrad unterwegs. Die beiden Männer fuhren gerade durch das Dorf Mapere, das noch zum Gebiet von Bakulenes Pfarrgemeinde Sankt Johannes der Täufer in Kanyabayonga im Osten der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Uganda gehört. Diese Gegend befindet sich in der krisengeschüttelten Provinz Nord-Kivu.
Zwei andere Männer, die in Militäruniform auftraten und Waffen trugen, hielten den Pfarrer und seine Begleitung an. Einer von ihnen fragte, wer von den beiden Priester sei. Der 42-jährige Pfarrer gab sich sogleich zu erkennen. Daraufhin wurde seinem Begleiter unter Androhung von Gewalt das Geld abgenommen, das er mit sich führte und sodann feuerte einer der Uniformierten tödliche Schüsse auf den Pfarrer ab.
Ermittlungen ergaben, dass das Täterduo bereits gezielt nach dem Priester gesucht hatte: Die beiden Männer hatten mehrere Motorradfahrer angehalten und gefragt, ob sie Pfarrer seien. Nachdem keiner darunter war, hatten sie die Angehaltenen jeweils weiterfahren lassen. Der Todesschütze und sein Begleiter wurden schließlich ermittelt und festgenommen.
Tatsächlich handelte es sich um zwei Soldaten der offiziellen Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo. Jedoch war unter Beobachtern auch bekannt, dass ehemalige Rebellen-Gruppen in die Armee integriert wurden, die ungeachtet ihrer Verpflichtung weiterhin ihre eigenen Interessen verfolgten anstatt für den gebotenen Sicherheitsschutz der Bevölkerung zu sorgen.
Die Tötung ereignete sich unweit eines Armee-Stützpunkts, wo insbesondere ehemalige Rebellen der Gruppe „Nationaler Kongress zur Verteidigung des Volkes“ (CNDP) stationiert waren, die 2006 bis 2009 unter dem Tutsi Laurent Nkunda kämpfte und für zahlreiche Verbrechen an Zivilisten verantwortlich gemacht wird. Bei der lokalen Bevölkerung waren diese Soldaten gefürchtet und Aktivisten demonstrierten wiederholt für den Abzug der Ex-Rebellen aus der Gegend.
Christen, insbesondere ihre Repräsentanten, wurden wiederholt wegen ihres Einsatzes für Frieden und Menschenrechte in der Unruheregion zur Zielscheibe von Morden und Entführungen. Das Gebiet, reich an seltenen Erden und von der Technik-Industrie begehrten Rohstoffen wie Coltan, wird seit Jahrzehnten durch Kriege erschüttert.
Inzwischen verüben dort radikal-islamische Kämpfer der Terrororganisation Allied Democratic Forces (ADF), eines Ablegers des „Islamischen Staates“, Massaker an christlichen und anderen Zivilisten, die sich ihnen nicht unterwerfen wollen. Einem Bericht des EU-Parlaments zufolge kamen bei den Massenmorden seit 2020 mehr als 2.000 Menschen ums Leben. Zusätzlich zu diesem Dschihad ereigneten sich ethnische Kämpfe der Rebellenmiliz „Bewegung des 23. März“ (kurz M23), die von Ruanda unterstützt wird, und weiteren alliierten Rebellen gegen die kongolesische Armee. Sie warfen der Regierung der Demokratischen Republik Kongo vor, die Tutsi auslöschen zu wollen. M23 werden selbst Morde an der Zivilbevölkerung vorgeworfen. Trotz eines Friedensabkommens im Jahr 2025 bleibt die Lage instabil.
Michaela Koller
Graphik: Karte von Nord-Kivu in der DR Kongo; Wikipedia
