Fürsprecher der entrechteten Landbevölkerung

Okt 1, 2025 | Märtyrer des Monats, Meldungen

Märtyrer des Monats Oktober 2025

Mutiger Priester vor einem Jahr in Mexiko erschossen

Vor einem Jahr, am 20. Oktober 2024, wurde der katholische Priester Marcelo Pérez aus dem Bistum San Cristóbal de las Casas in Mexiko nach der sonntäglichen Frühmesse von zwei unbekannten Tätern erschossen. Die bewaffneten Männer saßen auf einem Motorrad und zielten auf den 50-Jährigen, als er in seinem Auto auf dem Weg zu einem weiteren Gottesdienst in der Nähe von Cuxtitali war. Zwei Tage darauf nahm die Polizei einen örtlichen Drogenhändler unter dem Verdacht fest, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Drogenkartelle sind in Mexiko mächtig und einflussreich und sie setzen ihre Interessen mit Gewalt und Korruption durch. Zudem haben sie sogar legale Wirtschaftszweige unterwandert. Pérez war international gut vernetzt und für sein mutiges Eintreten gegen Gewalt und für benachteiligte Bevölkerungsgruppen bekannt.

Pérez wurde am 17. Januar 1974 in dem zentralen Hochland Chiapas geboren, wo er später seinen priesterlichen Dienst leistete. Er kam aus San Andrés Larráinzar, wo er nach seiner Ermordung auch beigesetzt wurde. Seine Eltern waren Kleinbauern und seine Familie gehört dem indigenen Volk der Tzotzil-Maya an. Bereits als kleiner Junge zeichnete sich Pérez durch eine tiefe Freundschaft mit Jesus Christus aus. Ein Bischof ermutigte ihn dazu, Priester zu werden, was bei ihm auf fruchtbaren Boden fiel. So trat er 1990 in das Seminar „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ in Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt von Chiapas, ein. Bei einem Einsatz als Diakon begegnete er 2001 Überlebenden des Massakers von Acteal, dem am 22. Dezember 1997 45 Teilnehmer eines Gebetstreffens für indigene Katholiken zum Opfer fielen, darunter auch Frauen und Kinder. Der Massenmord wurde von einer rechtsextremen paramilitärischen Gruppe verübt und richtete sich gegen den pazifistischen Einsatz der Veranstalter. Diese Begegnung prägte den jungen Priesteramtskandidaten zutiefst. Am 6. April 2002 wurde Pérez zum Priester geweiht und in Pantelhó im Bistum San Cristobal de las Casas in Chiapas eingesetzt.

Als Pfarrer erkannte Pérez eine seiner Aufgabe darin, zwischen gesellschaftlichen Gegensätzen zu vermitteln und er trat zugleich entschieden für Frieden ein, indem er Märsche gegen die Gewalt von kriminellen Kartellen und Bürgerwehren anführte. Diese friedlichen Proteste richteten sich ebenso gegen die Straflosigkeit durch die weit verbreitete Korruption. Er entwickelte sich zu einem wichtigen und weit über die Grenzen seiner Pfarrei anerkannten Fürsprecher für die Rechte von Landarbeitern, Kleinbauern und Indigenen, die zwischen die Fronten von Organisierter Kriminalität und Staat gerieten. Mehrfach wurde der Priester aufgrund seines Engagements für Menschenrechte selbst zur Zielscheibe von Gewalt: Im Jahr 2008 wurde auf sein Pfarrhaus ein Brandanschlag verübt. Zwei Jahre darauf wurde er zusammengeschlagen. Im Jahr 2015 nahm ihn die Interamerikanische Menschenrechtskommission in ihr Schutzprogramm für Menschenrechtsverteidiger als „Begünstigter von Vorsorgemaßnahmen“ auf. Das bedeutete zum Beispiel, dass die staatlichen Behörden zu erhöhter Wachsamkeit hinsichtlich der Gefährdung des engagierten Pfarrers angehalten wurden.

Sein Bischof versetzte ihn nach Simojovel, westlich von Pantelho. Für seine Menschenrechtsarbeit dort zeichnete ihn die Schwedische Regierung im Jahr 2020 mit dem Per-Anger-Preis aus. Die Sicherheitslage in der Region verschlechterte sich jedoch zunehmend. Noch einmal musste er zu seiner eigenen Sicherheit versetzt werden: Im Oktober wurde er mit dem Dienst in der Guadalupe-Pfarrei in San Cristóbal de las Casas betraut. Zuvor hatte er Morddrohungen erhalten.

In einem Interview mit „Indigenous People’s Rights International“ sagte er einmal: „Auch wenn ich mein Leben geben muss, damit andere leben können, ist mir klar, dass dies die Mission ist, die Gott mir gegeben hat. In diesem Sinne habe ich keine Angst, mein Leben zu opfern oder ins Gefängnis zu gehen. Wo immer ich bin, werde ich mich weiterhin für die Verteidigung des Lebens einsetzen.“

Im September 2024 nahm er an einem Friedensmarsch in Tuxtla Gutiérrez teil und bekräftigte dort nochmals gegenüber Medien seine Entschlossenheit, für Frieden und Menschenrechte einzutreten. Einen Monat darauf bezahlte er dafür mit seinem Leben.

Michaela Koller

Foto: Marcelo Pérez; privat

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