Stephanusbrief 2024

Dez 26, 2024 | Meldungen

Frankfurt/Main am Stephanustag 2024

Liebe Freunde und Förderer!

Im Namen der Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen wünsche ich Ihnen eine freud- und friedvolle Weihnachtszeit 2024/2025 voller Segen und Gnaden! Ich hoffe, dass Momente der Besinnung und Ruhe, des Segens, Genusses und Lachens, der Begegnung mit lieben Menschen alle (un)adventliche Geschäftigkeit bei Ihnen verdrängt haben und Sie von Dankbarkeit erfüllt sein können.

Für unsere Stiftung hat mit der Heiligen Nacht 2024, der Öffnung der Heiligen Pforte und dem Beginn des Heiligen Jahres eine besondere Zeit begonnen. Papst Franziskus hat eine eigene Kommission ins Leben gerufen, deren Aufgabe es ist, mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 einen Katalog neuer christlicher Märtyrer seit dem Jahr 2000 zu erstellen. Bereits seit beinah drei Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit den Märtyrern unserer Zeit. Sie sind für uns und für diejenigen, für die wir einstehen, Glaubensvorbilder. Ich durfte zu Beginn dieses Jahres mit Papst Franziskus persönlich über unsere Aktion „Märtyrer des Monats“ sprechen und ihm wiederum für seine Initiative danken. Im Laufe des Jahres 2025 werden wir unsere Aktion durch Vortragsauftritte erweitern und bekannter machen.

Mit Ihrer Unterstützung haben wir auch in diesem Jahr in Nahost, Afrika und Asien Christen, die benachteiligt oder verfolgt werden, aus Notlagen herausgeholfen und uns als solidarisch erwiesen, etwa in Syrien, Libanon und Ägypten. Während die ersten beiden Länder derzeit in dramatischer Weise Hot-Spots von Gewalt, Krieg und Umbruch sind, konnten wir im Jahr 2024 wenigstens aus dem Land am Nil freudige Nachrichten melden. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich vor rund 15 Jahren mit dem 2022 verstorbenen koptisch-katholischen Patriarchen Antonios Naguib, den ich an seinem Amtssitz in Kairo aufsuchte, über die Lage der christlichen Minderheit sprach. Er betonte, dass die Kopten in den islamisch dominierten Medien des Landes eigentlich so gut wie nicht vorkämen. Sie fänden sich weder in Nachrichten, noch in Dokumentationen und auch nicht in Spielfilmen wieder. Aufgrund der digitalen Entwicklung holten christliche Medienleute an Erfahrung auf, gründeten eigene Kanäle, ergriffen die Initiative, um ihrer Religionsgruppe Gehör zu verschaffen. In diesem Jahr gewann zum zweiten Mal ein Film mit christlichen Hauptdarstellerinnen aus Ägypten einen Hauptpreis bei den Filmfestspielen im südfranzösischen Cannes, weitere Auszeichnungen folgten. Und diesmal war es die Theatergruppe „Panorama Barsha“ selbst, deren Gründerin und Leiterin Justina Samir Trägerin unseres Stiftungssonderpreises 2022 ist. Ich erinnere mich noch, wie die Gruppe im Gemeindesaal von Kairo-Moytamadeia zur Preisverleihung auftrat, den unsere Stiftung mit Spendenmitteln saniert hatte. Die Einwohner dieses christlichen Armenviertels werden von uns seit 2020 mit humanitärer Hilfe und Projekten unterstützt. Das Kulturereignis stellte den Auftakt des zweiten Teils eines Trainingsprogramms für Frauen über Gesundheitsvorsorge und Alltagsbewältigungsstrategien dar, mit dem Ziel, trotz deren lückenhafter Bildung die Lebenstüchtigkeit der Teilnehmerinnen zu stärken. Dadurch sollen letztlich die Lebensverhältnisse der Familien vor Ort nachhaltig verbessert werden, die ansonsten hauptsächlich von der Wiederverwertung gesammelter Abfälle leben. Auch diese Arbeit haben wir in diesem Jahr fortgesetzt.

Im nun zu Ende gehenden Jahr 2024 haben wir uns in besonderer Weise auch der ältesten christlichen Nation, nämlich Armenien zugewandt, indem wir sie durch die Stephanus-Sonderpreisverleihung 2024 in den Fokus rückten.

Ein Jahr nachdem Aserbaidschan Bergkarabach angegriffen und fast die gesamte Bevölkerung von über 100.000 Menschen zur Vertreibung gezwungen hat, wurde im Namen von zwei Opfern Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bei der Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs eingereicht. Die international führenden Anwälte François Zimeray und Catalina de la Sota vertreten Artak Beglaryan und Gegham Stepanyan, die beide Menschenrechtsbeauftragte von Bergkarabach waren und zu den über 100.000 Deportierten gehörten. In der Beschwerde wird betont, dass ihnen infolge der neunmonatigen Blockade Bergkarabachs, die im Dezember 2022 begann, Nahrungsmittel und medizinische Versorgung entzogen wurde. Am 19. September 2023 folgte eine Blitzinvasion des aserbaidschanischen Militärs und eine Zwangsvertreibung der Bevölkerung aus dem Gebiet. Mehrere andere Anführer und Einwohner, die Bergkarabach nicht verlassen konnten, wurden von den aserbaidschanischen Behörden festgenommen und werden seither in Haft gehalten, gefoltert und misshandelt und ihnen wird der Zugang zu ihren Familien und Anwälten verweigert.

Wir unterstützen diese Klage und haben unter anderem Gegham Stepanyan in diesem Jahr mit dem Stephanus-Sonderpreis geehrt sowie weiteren Flüchtlingen aus Bergkarabach beigestanden, als die weltweite Öffentlichkeit ihr Leid schon wieder vergessen hatte.

Mit Ihrer Hilfe werden wir weiterhin den Stimmlosen eine Stimme geben, heimliche Helden dem Vergessen entreißen und für unsere verfolgten christlichen Brüder und Schwestern Gerechtigkeit einfordern sowie Beistand in ihren Notlagen leisten.

Herzlich grüßt

Michaela Koller

Vorsitzende des Vorstands

Foto: Überreichung der Preis-Urkunde an den letzten Menschenrechts-Ombudsmann von Bergkarabach, Gegham Stepanyan, vor dem Völkermord-Denkmal Zizernakaberd in der armenischen Hauptstadt Jerewan

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